Wie man die vorhandenen begrenzten Ressourcen des An-Menschen-Denken sinnvoll nutzen sollte

03.-19.05.2018


Anmoderation:

Der folgende Text handelt von zwei Dingen: 

von heftigem und von Unverständnis – oder besser nicht 100%igem Verstehens - begleitetem Liebeskummer, weil zwei Menschen auf Grund widriger Umstände irgendwie nicht zusammen finden, obwohl sie sich eigentlich anzuziehen scheinen (ja ich weiß, irgendwie ein typisches Thema für den Poetry Slam, aber damit müsst Ihr jetzt wohl leben) und von tollen Menschen, die sich uneigennützig um einen kümmern, wenn es einem schlecht geht. Als Fallbeispiel dienen ungenannt 2 Personen – die beide übrigens verheiratet sind, das gibt dem Ganzen vielleicht noch etwas die Würze. Und von mir. 

Der Text heißt "Wie man die vorhandenen begrenzten Ressourcen des An-Menschen-denken sinnvoll nutzen sollte". „Ich denke an Dich“ war mir dann doch einfach zu langweilig - "In der Kürze liegt die Würze" habe ich noch nie verstanden. Außer vielleicht beim Lesen von akademischen Aufsätzen... Aber zurück zum Thema:

 


Ich denk an Dich


Ich denk an Dich…

 

Wenn ich morgens allein aufsteh‘, 

abends allein ins Bett geh, 

allein in den Spiegel seh‘ 

und mittags vor dem Spielplatz steh‘. 

 

Allein.

 

Ich denke daran morgens aufzuwachen, 

mich umzudrehen - die Augen aufzumachen, 

Dich zu sehen und den perfekten Moment einfach aufzusaugen.

 

Ich denke an diese eine Nacht, 

als Hormone und Endorphine etwas aus uns gemacht

haben, das wir eigentlich gar nicht sind und doch wiederholen wollten.

 

Ich denke an die Spielplatzstunde mit deinem kleinen Star, 

Deiner Tochter - die theoretisch doch ein No-Go war 

und doch ziemlich schnell Deinen bzw. Euren Cuteness Faktor erhöhte. 

 

Und für die jetzt ein Kuscheltier hier rumliegt.

 

 

Ich denk an Dich…


Wenn ich durch Deine Fotos gehe, 

mir dabei selbst nicht eingestehe, 

dass dies unwiderruflich Vergangenheit ist 

(also, wahrscheinlich, vielleicht, ich denk schon, oder? Man weiß ja nie)

 

Dann hör ich alte Sprachnachrichten aus dem Archiv, 

benannt nach Datum und Inhalt und ob's noch gut lief 

und träume mich zurück in die schönen Wochen.

 

Ich höre sie wieder und wieder und versuch' zu versteh'n, 

wie zwischen "Ich liebe Deine Augen, Dein Lächeln und möchte Dich seh'n" 

und "ich muss alle Gefühle kappen um zu funktionieren" nur 3 Tage liegen konnten. 

 

Oder wieso Du anlasslos "Es gewittert. Ich denke an Dich." schreibst, 

damit es 3 Stunden später "an Dich zu denken ist immer weniger schwer" heißt

und dann wieder tagelang Stille herrscht.

 

Bis zum nächsten Gewitter 7 Tage später.

 

 

Ich denk an Dich…


Wenn wir uns drei Tage lang nicht hören oder schreiben,

dann mach ich mir Gedanken, fang‘ ich an mich aufzureiben,

und meine Fantasie läuft Amok.

 

Dann check ich wo und wann Du online warst,

rechne, ob die Zeit reicht, dass Du Dir was angetan hast,

und zeichne Bilder in düstersten Farben.

 

Und dann schreibe ich endlich wieder Texte und Lieder,

dreh‘ und wende das Erlebte wieder und wieder,

und kann dennoch nichts dran ändern.

 

Machtlos. Besessen.

 

 

Ich hör' auf Dich


Wenn Du nach Tagen der Stille plötzlich doch wieder schreibst,

weil Du in der Nähe bist und ein Treffen vorantreibst

und es im Park doch so schön mit Dir ist.

 

Dann steh' ich sofort Gewehr bei Fuß,

vergesse was war, mein Kopf wird zu Mus,

doch ahne ich, dass mich die nächsten Tage wieder quälen werden.

 

Während ich auf Dich warte, schlägt mein Herz wieder schneller,

die Straßen nicht mehr grau, die Sonne scheint plötzlich greller,

und mein innerstes färbt sich hellgrau. Immerhin.

 

 

Ich vermisse Dich


Wir sitzen im Gras und hüllen uns in Schweigen,

betreiben Smalltalk, erzählen uns Beiden

aus unserem Alltag mit Sicherheitsabstand,

wir sind doch nicht blöd, doch - dann findet meine Hand

den Wege an Deinen Rücken.

 

Und dann stehen wir wieder da festumschlungen,

ich möcht' Dich nicht geh'n lassen, zähl' die Sekunden,

Dein Gesicht in meinem Hals, Du in meinen Armen.

 

Und dann kommt der Abschied und wir küssen uns wieder, 

die Hand erst im Nacken, wandert auf und nieder,

und dann ist es wieder vorbei.

 

Stille.

 

Wieder allein schließe ich die Augen und 

stelle mir vor Dir über Deinen Rücken zu streicheln,

Dich im Arm zu halten, Deinen Blicken auszuweichen

um Dich dann doch zu küssen.

 

Die Gedanken daran sind bitterschön,

drum möcht‘ ich sie konservieren 

um mich bei Bedarf in ihnen zu verlieren.

 

Und den Moment noch einmal zu mal erleben.

 

Jetzt schreiben wir wieder bis tief in die Nacht,

erst belanglos und lose, bald ernsthaft und richtig,

Du schreibst mir von Alpträumen und Ängsten und ich  

frag', mich: bin ich dir noch oder schon wieder wichtig?

 

Zwischen Kusssmileys, Sprachnachrichten und Smalltalk?

 

 

Ich warte auf Dich…


Und so warte ich auf ein Zeichen von Dir, auf

einen Schlag in den Magen oder den Griff nach den Sternen,

denn ganz offensichtlich kann oder will ich nicht lernen.

 

Und erst recht nicht ohne Dich sein.

Aber auch mit Dir scheint es momentan nicht zu gehen. 

 

Es gibt Tage, da hoff‘ ich, wir hätten ‘ne Chance,

mit viel Geduld könnte wieder was entstehen,

dann erzählst Du so viel und gibst zu versteh’n,

dass Du mich doch eigentlich sehen willst.

 

Dann schreibst Du  mir, wenn ich 500km weg, 

dass es traurig sei, wenn Du bei mir vorbeifährst,

und dann anscheinend in dem Moment gern bei mir wärst.

 

Oder auch, dass Du Dich freust mich wiederzusehen,

was sei das für ‘ne Frage und Du gibst zu versteh’n,

dass das auch für Dich etwas Schönes sei.

 

Und mein Herz macht Sprünge.

 

Doch schon ein, zwei Tage später fühlt es sich an,

als ob ich’s ein für alle Mal vergessen kann,

dass das zarte Pflänzchen jemals sprießen

und aus dem "Du" und "Ich" einmal ein "Wir" wird.

 

Und so warte ich in jeden Tag hinein, nicht

wissend ob Dunkelheit oder Licht

ihn bestimmen wird. 

 

Jedes Mal, wenn die Tür etwas aufzugehen scheint, fühlt es sich an als ob Du sie zuschlägst - nur um sie gleich wieder einen Spalt zu öffnen. 

 

Vielleicht sollte ich sie besser verschließen?

Ich kann's nicht, denn ich will‘s nicht missen. 

 

 

Ich verliere Dich…


Doch nun schein‘ ich Dich vertrieben, da ich gekränkt

Dir ausführlich schrieb, doch dich damit anscheinend gedrängt 

habe - und Du den Rückzug angetreten hast.

 

Jetzt denk ich an Dich doch kann mir nichts kaufen

davon, stattdessen möchte ich mir die Haare raufen,

dass ich Dich vollends verschreckt habe.

 

Mir fehlt anscheinend der grünen Daumen und die Geduld

um so ein zartes Pflänzchen zu gießen  - so trifft mich die Schuld

genauso viel oder wenig wie Dich.

 

Und nun willst Du noch Salz in die Wunden reiben,

schlägst vor einfach nur Freunde zu bleiben,

denn Du mögest mich so sehr, wolltest mich in Deinem Leben,

könntest mir halt nur keine Liebe geben.

 

Und nun weiß ich nicht, was ich jetzt weiter will,

horche tief in mich hinein – doch ist es dort still,

denn an normalen Kontakt ist gerade nicht zu denken.

 

Wenn einmal wurde von Kuchen genascht,

ein Blick auf das Objekt der Begierde erhascht,

so fällt Verzicht dann unendlich schwer.

 

Ich habe mich noch nie so schnell geöffnet und muss nun gestehen,

dass dies vielleicht ein Fehler war, doch konnt' ich‘s nicht sehen

und nun verkriech ich mich wieder in meiner Festung. 

 

Und ziehe meinen Panzer hoch.

 

 

Perspektivwechsel!


Doch sollte ich mich nicht viel eher auf jene fokussieren, 

die all meine negativen Schwingungen aufnehmen und ignorieren,

dass das auf Dauer echt ziemlich nervig sein kann – und einfach da sind?

 

Die probieren mich in ihre Partygruppen zu integrieren,

mich ins Caveau einschleusen und zu therapieren

versuchen bzw. mich zumindest für eine gewisse Zeit aufheitern.

 

Es sind manchmal die kleinen Dinge im Leben,

die den Tag strukturieren und ihm Rückhalt geben,

wie der Morgenkaffee auf Arbeit mit Dir.

 

Dann reden wir über Gott und die Welt,

über nervige Arbeit, die Zukunft und Geld

und auch viel zu oft über sie. 

 

Und Du hörst jedes Mal zu.



Mach kaputt, was Dich kaputt macht!


Gute Freunde sind da um einen vor Dummheiten zu beschützen, 

besonders dagegen sind jene Menschen, die einen genau bei diesen unterstützen! 

 

Das Häufchen Elend einsammeln am Samstagmorgen, 

dabei hinten anstellen ihren Kummer, ihre Sorgen 

und dann in Frankfurt und Wiesbaden durch Tattoo-Studios wandern, 

von einem Studiotresen zum andern, 

dabei selbst an dem Tag aber nicht unter der Nadel liegen werden. 

 

Die einem nicht sagen: "Halt, das eine Tattoo reicht" 

sondern "los Beeilung, wir können das nächste Studio noch schaffen, 

wenn wir nur gleich - einfach losgehen und machen". 

 

So hatte ich am Abend ein Tattoo und zwei Termine mehr, 

mein Portemonnaie dagegen war bedrohlich leer, 

aber zum ersten Mal seit zwei Wochen war mein Herz nicht mehr schwer.

 

 

Sollte ich nicht viel mehr an jene denken, die täglich Trost spenden?

 

Wie Du, als Du mich in Deinen 5 freien Minuten zum Bus gebracht, 

mit mir über all das Auf und Ab nachgedacht 

und mir zum Abschied noch eins mitgegeben hast: 

"Schreib Ihr nicht"

Wohl im Wissen, dass genau das passieren wird. 

 

Du hast mich mehrfach gewarnt, 

meinen Verstand angemahnt, 

es schon lang geahnt 

und vorhergesagt, dass alles käme wie es kam. 

 

Und trotzdem hörst Du dir alles geduldig an, 

fragst nach, bohrst nach und versuchst wieder und wieder aufzubauen, 

was andere viel zu einfach einreißen.

Ich sollte meine Synapsen-Belegung ändern. Weniger an das denken, was war und quält sondern viel mehr das Hier und Jetzt wahrnehmen, das hilft. Weniger Y, mehr C. 

 

Und einfach:

Etwas mehr auf Dich aufpassen, 

Deine Sorgen und Stimmung erfassen, 

mich nicht nur auf Dich verlassen, 

sondern auch für Dich da sein und vor allem meinen Mut zusammenraffen

Und einfach danke sagen!